Erst denken. Dann Gutes tun.

Ekaterina engagiert sich für die Community des Effektiven Altruismus in Deutschland.

Du hast Fragen zu Effektivem Altruismus? Dann kann Dir das folgende FAQ eventuell eine schnelle Antwort bieten.

Die Frage, wie man anderen effektiv helfen kann, ist äußerst komplex. Im Folgenden findest Du daher neben Antworten auf häufige Fragen kurze Stellungnahmen zu einigen der häufigsten Kritikpunkte gegen Effektiven Altruismus (siehe den unteren Teil dieser Website), denn viele der Einwände erfassen wichtige Aspekte, die uns dabei helfen können, noch effektiver zu sein.

Es ist uns wichtig, Kritik möglichst korrekt wiederzugeben. Deshalb haben wir, wo immer möglich, zusätzlich die Originalquellen verlinkt. Wenn Du darüber hinaus noch mehr erfahren möchtest, haben wir ein paar Links zu ergänzendem Informationsmaterial beigefügt.
Wenn Du eine Frage hast, die hier nicht beantwortet wird, kannst Du Dich gerne jederzeit an uns wenden.

Ausführlichere Texte zu den zentralen Konzepten des Effektiven Altruismus und weiterführenden Überlegungen findest Du unter Kerngedanken.

Diese Webseite wurde von Effektiver Altruismus Deutschland e.V. erstellt. Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der sich dem Aufbau und der Förderung eines bundesweiten Netzwerks von Menschen widmet, die sorgfältig über die größten Probleme der Welt nachdenken und wirksame Maßnahmen ergreifen, um sie zu lösen. Dazu bieten wir Koordination, Kommunikation, Programme und professionelle Services an und dienen als zentrale Anlaufstelle für die deutsche EA-Bewegung. Weitere Informationen findest du unter Über uns.

Effektiver Altruismus ist ein Projekt, bei dem es darum geht, die besten Wege zu finden, um anderen zu helfen, und seine Erkenntnisse dann praktisch umzusetzen.

Grob gesagt kann das Projekt unterteilt werden in ein Forschungsfeld, das sich mit der Frage beschäftigt, wie wir anderen möglichst effektiv helfen können, und einer praxisorientierten Gemeinschaft von Menschen, die versuchen, die aus dieser Forschung gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Jemand betreibt Effektiven Altruismus, wenn sie oder er an einem dieser Projekte teilnimmt, d. h. nach effektiven Wegen sucht, anderen zu helfen, oder die eigenen Ressourcen für die Umsetzung der besten bekannten Wege zu helfen verwendet.

Effektiver Altruismus sagt nichts darüber aus, wie viel man geben sollte. Wichtig ist, was man an Zeit und Geld bereit ist zu geben, möglichst effektiv zu geben.
In der nächsten Frage geht es darum, was „anderen helfen“ oder „Gutes tun“ heißen könnte.

Für eine präzisere Definition von „Effektiver Altruismus“, siehe hier.

Was „Gutes tun“ bedeutet, ist Thema aktiver Diskussionen und Forschungsfragen innerhalb der Bewegung. Viele in der Bewegung involvierte Menschen halten unterschiedliche moralische Ansichten.

Meistens verstehen Leute unter „Gutes tun“, mehr Personen glückliche, erfüllte Leben zu ermöglichen — im Einklang mit ihren Wünschen und frei von vermeidbarem Leid — und dies zu tun, ohne etwas von vergleichbarer moralischer Wichtigkeit zu opfern.

Effektiver Altruismus hat diesen Fokus, weil das Erhöhen von Wohlergehen ein Ziel ist, hinter dem sich viele Menschen versammeln können. Das heißt nicht, dass nur das Vergrößern von Wohlergehen wichtig ist. Menschen in der EA-Bewegung haben oft viele weitere Werte.

Weil unsicher ist, was moralisch wichtig ist, versuchen Menschen in der EA-Bewegung andere weithin adoptierte Werte in ihrem Bestreben, Gutes zu tun, zu respektieren. Effektiver Altruismus heißt nicht „der Zweck heiligt die Mittel“. Vielmehr geht es darum, ein guter Mitmensch zu sein, und dabei ehrgeizig auf eine bessere Welt hinzuarbeiten.

Hier kannst du mehr dazu lesen, wie 80,000 Hours „Gutes tun“ definiert.
Für eine präzisere Definition, siehe diese Definition von „Effektiver Altruismus“ vom Philosophen und Mitgründer von Effektivem Altruismus William MacAskill.

Effektiver Altruismus entstand, als mehrere Bewegungen aus verschiedenen Ländern zusammenkamen — einschließlich Giving What We Can, das Future of Humanity Institute in Oxford, die Rationalitäts-Bewegung aus dem Silicon Valley und das damals in New York ansässige GiveWell.

Der Begriff „Effektiver Altruismus“ entstand 2011 in Oxford als Teil des Namens des Centre for Effective Altruism und entwickelte sich danach zu einem Begriff, der die ganze Bewegung bezeichnete.

Für manche Effektive Altruist:innen liegen die intellektuellen Inspirationen bei evidenzbasierter Medizin und Policy; für manche bei angewandtem Utilitarismus und für andere bei der Forschung zu Heuristiken und kognitiven Verzerrungen bei menschlicher Entscheidungsfindung.

Hier ein Vortrag zur intellektuellen Geschichte von Effektivem Altruismus von Toby Ord, hier eine Begriffsgeschichte von „Effektiver Altruismus“ und hier eine Chronologie der Bewegung.

Effektiver Altruismus konzentriert sich darauf, Lebensumstände zu verbessern (einschließlich der Leben von Menschen, Tieren und künftigen Personen). Die meisten Menschen würden zustimmen, dass — unter Annahme sonst gleicher Umstände — die Reduzierung von Leid und Erhöhung von Lebensqualität wünschenswert ist. Es mag natürlich noch weitere Dinge geben, die von Wert sind — z. B. die Förderung von Kunst oder die Erhaltung der Umwelt — aber Effektiver Altruismus berücksichtigt diese Bereiche nur insoweit, wie sie Leben verbessern.

Es kann schwierig sein, einen objektiven Vergleich zwischen den verschiedenen möglichen Interventionen, die verschiedene Menschen oder Tiere zugutekommen können, zu ziehen. Dennoch versuchen wir auch hier, so neutral wie möglich zu sein.

Siehe auch (auf Englisch):

Einige Texte, die Menschen inspiriert haben sich im Effektiven Altruismus zu engagieren, die aber nicht notwendigerweise repräsentativ für die Bewegung in ihrer heutigen Form sind:

Und auf Englisch:

Kurz gesagt:

  1. Viele Menschen möchten Gutes tun.
  2. Manche Arten, Gutes zu tun, erreichen mit der gleichen Menge an Ressourcen deutlich mehr als andere.
  3. Diese Unterschiede in Sachen Effektivität sind wenig bekannt und es wird selten dementsprechend gehandelt.

Das bedeutet, dass Menschen besonders viel Gutes tun können, wenn sie nach den effektivsten Möglichkeiten dafür suchen, wenn sie gewonnenes Wissen verbreiten und dementsprechend handeln.

So kann sogar Gutes getan werden, wenn die Menge an Ressourcen, die für gute Zwecke aufgewandt wird, nicht steigt, sondern nur effektiver mit ihnen umgegangen wird.
Mehr dazu.

Menschen, die sich für Effektiven Altruismus interessieren, arbeiten an einer Vielzahl von Problemen.

Benjamin Todd schätzt, dass Gelder im Jahr 2019 ungefähr folgendermaßen eingesetzt wurden:

Viele, die Gutes tun wollen, tun dies, indem sie Karrieren wählen, in denen sie an dringenden Problemen arbeiten können. Diese Karrieren umfassen alle Sektoren: einschließlich gemeinnützige und profitorientierte Organisationen, die an diesen Problemen arbeiten, akademische Forschung und Stellen in der Regierung.

Über 9.000 Menschen haben über Giving What We Can versprochen, über 10 % ihres Einkommens an die gemeinnützigen Organisationen zu spenden, die sie für am effektivsten halten, und über 100.000 Menschen haben mindestens eine Spende basierend auf GiveWells Empfehlungen getätigt.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass es bei Effektivem Altruismus nur um das Spenden von Geld an Wohltätigkeitsorganisationen im Bereich der globalen Gesundheit geht oder sogar darum, hochbezahlte Berufe zu wählen, um auf diese Weise mehr spenden zu können. Spenden dieser Art machen jedoch weniger als die Hälfte aller Spenden aus. Nur eine Minderheit von Effektiven Altruist:innen wählt hochbezahlte Berufe, um viel spenden zu können. Und außerdem geht es bei Effektivem Altruismus darum, nicht nur sein Geld, sondern auch seine Zeit effektiv zu nutzen.

Organisationen wie 80,000 Hours argumentieren, dass für viele Menschen ihre Berufswahl wichtiger ist als die Entscheidung, wo sie Geld spenden. Mehr dazu ist im Artikel Missverständnisse über Effektiven Altruismus zu lesen.

In der Antwort auf die nächste Frage sind konkrete Beispiele verlinkt.

Nein, wie viel Du Dich darauf fokussierst, Gutes zu tun, und wie viel auf andere Ziele, ist eine persönliche Entscheidung.

Bei Effektivem Altruismus geht es darum, wie Du die Ressourcen, mit denen Du Gutes tun willst, möglichst effektiv einsetzt, und weniger darum, wie sehr Du Dich überhaupt darauf fokussierst, Gutes zu tun.

Oft inspiriert Effektiver Altruismus Menschen dazu, Gutes zu tun eine größere Bedeutung in ihrem Leben beizumessen — einfach weil sie realisieren, dass es möglich ist, mehr Gutes zu tun, als sie gedacht hätten.

Für die meisten in der Bewegung ist Gutes zu tun nur ein Ziel unter weiteren ethischen und persönlichen Zielen. Dementsprechend variiert auch das persönliche Spendenniveau: manche spenden über 50 % ihres Einkommens an gemeinnützige Organisationen, andere nur 1 %.

Deine persönliche Entscheidung wird sich wahrscheinlich teilweise nach Deinen ethischen Überzeugungen und teilweise nach Deinen Lebensumständen richten. Viele sind wegen ihrer Lebensumstände schlicht nicht in der Lage, es zu einem größeren Fokus in ihrem Leben zu machen, anderen zu helfen.

Selbst wenn Du Dich sehr darauf fokussieren willst, Gutes zu tun, ist es oft kontraproduktiv, es zu Deinem einzigen Ziel zu machen. Zum einen ist nämlich ungewiss, was wirklich ethisch von Bedeutung ist. Sich auf ein schlecht gewähltes oder unklar definiertes Ziel zu fokussieren und andere Überlegungen außer Acht zu lassen, kann schnell negative Konsequenzen haben. Zum anderen verträgt es sich nicht gut mit den mentalen Bedürfnissen der meisten Menschen, nur ein Ziel zu verfolgen. Für viele würde das Verfolgen nur eines Ziels unter Aufgabe ihrer eigenen Bedürfnisse die Wahrscheinlichkeit einer persönlichen Krise erhöhen, was wiederum bedeutet, dass es langfristig sogar für das Ziel, Gutes zu tun, kontraproduktiv sein kann, sich nur darauf zu fokussieren.

In diesem Zusammenhang empfehlen wir Dir Du hast mehr als nur ein Ziel – und das ist völlig in Ordnung von Julia Wise, ein kurzer Beitrag, der daran erinnert, dass wir alle nach mehreren Dingen gleichzeitig Streben, die häufig nicht in einer Denkweise oder Maßnahme vereinbar sind und welche zentrale Bedeutung dieser Pluralismus für unser persönliches Wohlbefinden und unsere Möglichkeiten hat, Gutes für andere zu tun.

Eine wichtige Überlegung dafür, worauf man sich konzentrieren sollte, ist, wie die Gesellschaft derzeit Ressourcen verwendet. Wenn ein wichtiges Problem bereits weithin erkannt ist, dann versuchen vermutlich schon viele Menschen, es zu lösen. Das bedeutet, dass es für ein paar extra Personen für gewöhnlich schwieriger sein wird, viel zu bewegen. Bei sonst gleichen Bedingungen ist es in vernachlässigten Bereichen möglich, deutlich mehr Gutes zu tun. Man kann darüber als „Weltportfolio“ nachdenken — was wäre die ideale Aufteilung von Ressourcen für alle sozialen Zwecke? Wo sind wir am weitesten weg von dieser idealen Aufteilung?

Daher können die Hauptthemen im Effektiven Altruismus überraschend oder eng erscheinen. Oft konzentrieren sich die involvierten Personen schlicht auf die vernachlässigsten Themen.

Daraus folgt auch, dass sich die Wahl von Problemen mit der Zeit ändern wird. Wenn mehr Menschen sich für Effektiven Altruismus interessieren, dann werden die Themen, die heute im Fokus liegen, zunehmend weniger vernachlässigt sein. Die Gemeinschaft Effektiver Altruist:innen wird ihren Betrachtungsumfang dann ausweiten oder sich mit neuen Themen befassen.

Viele effektive Altruisten und Altruistinnen glauben nicht an absolute moralische Pflichten, sondern sie sehen den Effektiven Altruismus (EA) als ein Lebensziel, das man sich nach reiflicher Überlegung setzen kann. Andere wiederum denken, dass es in der Tat eine moralische Pflicht ist, etwas für andere zu tun, sofern man sich selbst in einer privilegierten Situation befindet und die Hilfeleistung nur ein vergleichsweise kleines Opfer bedeutet. (Immerhin existieren im Rahmen mancher Gesetzgebungen ja sogar rechtliche Pflichten, einfache Hilfeleistungen nicht zu unterlassen, und Steuergesetze können ebenfalls so gedeutet werden.) Wie dem auch sei: Je mehr Leute den EA aus dem ein oder anderen Grund unterstützen, desto eher wird es allen gemeinsam gelingen, den künftigen Verlauf der Welt positiv zu beeinflussen. Natürlich gilt: Je mehr Leute sich kritisch-rational und wissenschaftlich fundiert für gute Zwecke engagieren, desto besser. Im Idealfall wären dies alle – analog zum allgemein geteilten Urteil, dass es ethisch am besten wäre, wenn alle etwa die in modernen Staatsverfassungen verankerten Grundrechte hochhalten. Selbstverständlich bleibt es letztlich dennoch eine individuelle Entscheidung, ob man den EA in der einen oder anderen Form unterstützen will.

Nein. Aber unter sonst gleichbleibenden Bedingungen ist eine höhere Erfolgswahrscheinlichkeit besser.

Manche Menschen bevorzugen Ansätze, für die es eindeutige empirische Beweise gibt und sind skeptisch gegenüber solchen, bei denen dies nicht der Fall ist. Sie sind der Meinung, dass wir ohne eingehende Prüfung nur in sehr begrenztem Maße vorhersagen können, welche Maßnahmen wirksam sein werden und welche nicht.

Andere wiederum sind der Meinung, dass die wirkungsvollsten Maßnahmen eher auf experimentellen oder „spekulativen“ Ansätzen fußen, z. B. auf wissenschaftlicher Forschung oder politischer Lobbyarbeit. Das Future of Humanity Institute beispielsweise erforscht die wirksamsten Möglichkeiten zur Verringerung katastrophaler Risiken, die sich eventuell sehr negativ auf die gesamte Menschheit auswirken könnten. Trotz vielleicht niedriger Erfolgschancen, ist der potentielle Einfluss dieser Forschungsarbeit so groß, dass er einen hohen Erwartungswert hat.

Auf die gesamte Gesellschaft bezogen muss es selbstverständlich eine Mischung aus beidem geben.

Der Anteil der Menschen in der Community des Effektiven Altruismus, die vegetarisch oder vegan leben, ist um ein Vielfaches höher als in der Gesamtbevölkerung, und generell sind sich die meisten effektiven Altruist:innen einig, dass es gut wäre, wenn Tierprodukte nach und nach durch geeignete Alternativprodukte ersetzt würden. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum Tiere in der Massentierhaltung leiden sollten, wenn die resultierenden Produkte in ähnlicher Qualität und zu vergleichbaren (oder sogar geringeren) Kosten leidfrei produziert werden können. Zudem ist der aktuelle Konsum und die Produktion von Tierprodukten auch ein Treiber des Klimawandels, durch ineffiziente Nutzung von Ressourcen ein Grund für Hunger in der Welt und ebenso eine potentielle Quelle von Erregern die das Risiko von Pandemien erhöhen. Es ernähren sich aber bei Weitem nicht alle Effektiven Altruist:innen vegetarisch oder vegan. Pragmatismus und gesellschaftliche Anschlussfähigkeit werden in der Community des Effektiven Altruismus hochgehalten: Erstens ist es philosophisch unbegründbar, die Ernährung in besonderer Weise zu „moralisieren“, andere Konsumaspekte oder etwa das Spenden aber nicht. Zweitens ist individuell flexible Praktikabilität für das Wachstum und damit letztlich die Effektivität der Community des Effektiven Altruismus essenziell.

Obwohl linksgrüne Parteien von der altruistischen Grundeinstellung her eher der Community des Effektiven Altruismus (EA-Community) entsprechen, lässt sich der EA insgesamt nicht passend ins bestehende politische Spektrum einordnen. Viele effektive Altruist:innen glauben, dass die Langzeitfolgen politischer Entwicklungen empirisch schwer zu beurteilen sind, so dass in der EA-Community zu vielen politischen Standardfragen kein klarer Konsens besteht.

Die Kognitionspsychologie hat gezeigt, dass gerade in politischen Fragen oft eine massive Selbstüberschätzung („Overconfidence-Bias“) vorherrscht: Alle sind sich ihrer Meinung viel sicherer, als dies die besten vorliegenden ethischen und empirisch-wissenschaftlichen Argumente zulassen würden (der Political-Bias-Test kann darüber Aufschluss geben). Umgekehrt ist es in der EA-Community Konsens, dass gewisse politische Forderungen völlig unbestritten sein sollten, die von den etablierten Parteien kaum vertreten werden. Dazu gehören eine deutliche Erhöhung des Budgets für Entwicklungszusammenarbeit sowie die Konzentration der Gelder auf die nachweislich effektivsten Maßnahmen; die Abschaffung der Massentierhaltung als politische Priorität; die massive Aufstockung der Forschungsbudgets zur Minimierung der globalen Sicherheitsrisiken aufkommender Technologien und zur Ausschöpfung ihres Potenzials (etwa künstliche Intelligenz, synthetische Biologie und Nanotechnologie); progressive Bioethik bzw. Freigabe der Stammzellforschung und der Präimplantationsdiagnostik zu allen klar leidmindernden Zwecken (Embryonen sind wahrscheinlich nicht leidensfähig, die genannten Biotechnologien aber könnten enormes Leid verhindern); starkes uneigennütziges Ressourceninvestment eines jeden Nationalstaats zur Vorantreibung der globalen Kooperation und Friedensförderung, u. a. durch die Stärkung kooperativer internationaler Strukturen, etwa der UNO.

Effektive Altruist:innen halten es für eine komplexe, empirisch zu erforschende Frage, welches Wirtschaftssystem für das Wohlergehen empfindungsfähiger Lebewesen langfristig am besten ist. Kaum jemand in der EA-Bewegung ist der Meinung, dass das gegenwärtige kapitalistische Wirtschaftssystem ideal ist. Viele denken, dass diverse systemische Änderungen vorgenommen werden könnten, die aus altruistischer Perspektive äußerst wertvoll wären. Zur Frage, wie weitreichend diese Veränderungen genau sein müssten, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, besteht in der Community des Effektiven Altruismus aber kein Konsens: Manche würden sich eher für geringfügige Änderungen aussprechen, während andere der Meinung sind, dass eine grundlegende strukturelle Neuorientierung vonnöten sei. Viele effektive Altruist:innen würden allgemein auch anmerken, dass bei großräumig-strukturellen Veränderungen Vorsicht und ein graduelles Vorgehen (das Trial-and-Error erlaubt) geboten sind. Immerhin ist es der Menschheit seit 1820 gelungen, den Anteil der in extremer Armut lebenden Menschen von fast 90% auf heute unter 10% zu senken, und die Geschichte lehrt auch, dass strukturelle Revolutionen massiv fehlschlagen können. Überschaubarere Reformen – etwa zur Verhinderung der „Illicit Financial Flows“, durch die reiche Länder trickreich ein Mehrfaches dessen aus Entwicklungsländern abziehen, was sie an Entwicklungshilfe leisten – werden vom genannten Risikoargument hingegen kaum tangiert.

Natürlich. In vielen Religionen haben der Altruismus und das Spenden einen hohen Stellenwert. Der Ansatz des Effektiven Altruismus bei der Auswahl möglicher Geld- oder Zeitspenden – d. h. der evidenzbasierte Versuch, Ressourcen, wenn man sie schon bereitstellt, maximal effektiv einzusetzen – kann daher auch religiöse Personen überzeugen (siehe z.B. die Gruppe EA for Christians). Es gibt allerdings auch viele Effektive Altruist:innen die nicht religiös sind und die Meinung vertreten, dass sich religiöse Thesen mit einem umfassend evidenzbasierten Ansatz schlecht vertragen.

Es kann ein Win-Win sein, keine Ressourcen in „metaphysische“ Debatten zu investieren, sondern gemeinsam an effektiven Projekten zu arbeiten. Das setzt natürlich voraus, dass sich die widerstreitenden Ansichten gegenseitig nicht für gesellschaftlich gefährlich halten. Das kann gegeben sein, wenn Weltanschauungen politisch „liberal“ vertreten werden.

Du solltest dich nicht in finanzielle Notlage bringen, nur um spenden zu können. Aber bedenke, dass es den meisten Menschen in reichen Ländern, global betrachtet, besser geht, als sie denken. Wenn Du beispielsweise alleinstehend bist, in Deutschland lebst und jedes Jahr 24.000 Euro netto verdienst, ist Dein Einkommen mehr als 11-mal so hoch wie der weltweite Mittelwert (Median) und Du wärst reicher als 96 % der Weltbevölkerung. Auch wenn Du 10 % davon spendest, würdest Du immer noch das 10-fache des weltweiten mittleren Einkommens verdienen (selbst nach Anpassung an die Kaufkraftparität) und wärst reicher als 95 % der Weltbevölkerung. Dies gilt natürlich auch für Menschen in anderen wohlhabenden Ländern. Darüber hinaus besteht zudem die Option, sich lokal zu engagieren und z.B. eine Lokalgruppe zu besuchen.

Siehe auch (auf Englisch):

Mit „anderen“ sind in der Regel alle empfindungs- bzw. leidensfähigen Individuen gemeint. Welche Lebewesen in welchem Umfang empfindungs- bzw. leidensfähig sind, ist eine komplexe empirische Frage – das gilt sowohl für den Zeitpunkt, ab dem menschliche Föten leidensfähig sind, als auch für den Gradienten der Leidensfähigkeit im Tierreich.

Was ganz genau unter die Begriffe „Altruismus“ oder „Hilfe“ fällt, ist philosophisch nicht trivial und in manchen Bereichen unklar. Das ist jedoch kein Grund, die trivialen Fälle zu ignorieren und untätig zu bleiben. Trivial scheint insbesondere, dass es gut ist, Individuen zu helfen, wenn dies einen bedeutenden Impact für die Betroffenen hat, aber nur geringe Kosten für einen selber bedeutet. Wer würde nicht in einen kleinen Teich springen (und ihr oder sein Sonntagsoutfit ruinieren), um ein hilfloses Kind vor dem Ertrinken zu retten?

Nein. Der EA kann, muss aber nicht als „Extremsport“ gelebt werden. Man kann die EA-Prinzipien wichtig finden und gleichzeitig auch andere Lebensziele verfolgen. Und selbst wer sich den EA als übergeordnetes Lebensziel setzen möchte, ist gut beraten, sich auch hinreichend Zeit für eigene Bedürfnisse zu nehmen. Ansonsten ist es wahrscheinlich, dass das eigene Wohlbefinden und damit meist auch die altruistische Motivation und Produktivität darunter leiden.

In diesem Zusammenhang empfehlen wir Dir Du hast mehr als nur ein Ziel – und das ist völlig in Ordnung von Julia Wise, ein kurzer Beitrag, der daran erinnert, dass wir alle nach mehreren Dingen gleichzeitig Streben, die häufig nicht in einer Denkweise oder Maßnahme vereinbar sind und welche zentrale Bedeutung dieser Pluralismus für unser persönliches Wohlbefinden und unsere Möglichkeiten hat, Gutes für andere zu tun.

Das mag sein.

Jeder von uns hat etliche Möglichkeiten, etwas zu bewirken (verschiedene Initiativen zu unterstützen, verschiedene Karrieren zu verfolgen, an verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden usw.) und einige davon sind viel effektiver als andere. Wenn Du also nicht aktiv versucht hast, die Option mit dem größtmöglichen Wirkpotenzial zu wählen, ist es unwahrscheinlich, dass Du rein zufällig die effektivste Maßnahme ergriffen hast. Denn selbst wenn Du Dir viel Zeit nimmst, die richtige Antwort zu finden, ist es bereits schwer genug, die bestmögliche Herangehensweise zu finden.

Was auch immer Du gerade tust: Du könntest wahrscheinlich noch mehr Gutes bewirken, wenn Du eine Reihe an verschiedenen Optionen gründlich evaluierst und vergleichst und Dich letztendlich für diejenige entscheidest, die am besten abschneidet.

Siehe auch (auf Englisch):

Obwohl die Community des Effektiven Altruismus noch jung ist, haben effektive Altruist:innen bereits beachtliche Spendenbeträge an effektive Hilfsorganisationen ausgezahlt (siehe z.B. die Aktivitäten des Open Philanthropy Project), wichtige Forschungsbeiträge geleistet (siehe z.B. die Forschung des Future of Humanity Institute in Oxford), viele altruistische Berufsplanänderungen bewirkt (siehe z.B. die Arbeit von 80.000 Hours) und große Medienaufmerksamkeit generiert (siehe z.B. die Vox Section Future Perfect).

Sieh Dir hierzu auch gerne die „Impact“-Seite des Centre for Effective Altruism an.

Effektiver Altruismus stützt sich auf eine freundliche, motivierte, interessante und interessierte Gruppe von Menschen aus der ganzen Welt. Die Mitarbeit in der Gemeinschaft hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber individuellen Aktivitäten.

  • Es gibt viele kompetente Leute, die Dir bei Deinen Projekten helfen können.

  • Durch das Einbringen von konstruktiver Kritik oder Vorschlägen kannst Du andere Menschen dazu bewegen, den Deiner Meinung nach effektivsten Ansatz zu wählen.

  • Du kannst deine Ressourcen mit anderen für Forschungsarbeiten zusammenlegen, um gemeinsam herauszufinden, wie man mehr Wirkung erzielen kann.

  • Du kannst durch Gespräche mit anderen in der Gemeinschaft Neues lernen.

  • Es ist schön (und sehr motivierend), gleichgesinnte Freund:innen, Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen zu haben.

Aber auch ohne die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft kannst Du anderen effektiv helfen. Wenn Du durch individuelle Arbeit an einem wichtigen Problem viel Gutes bewirken kannst, ist das großartig! Trotzdem könntest Du darüber nachdenken, eine Selbstverpflichtung einzugehen, um Dich zu motivieren, anderen zu helfen.

Lerne mehr über Effektiven Altruismus, indem Du:

Beginne, etwas zu verändern, indem Du:

Triff Gleichgesinnte in der Gemeinschaft, indem Du:

Hilf mit, die Gemeinschaft zu vergrößern, indem Du:

Kritik an Effektivem Altruismus

In der Vergangenheit hat die EA-Gemeinschaft den Fehler gemacht, zu stark mit der Devise „Geld verdienen, um es zu spenden“ in Verbindung gebracht zu werden. Die meisten von uns sind immer noch der Meinung, dass dies für manche Menschen eine gute Strategie ist — insbesondere für diejenigen, die gut bezahlte Karrieren verfolgen. Aber das Spenden für wohltätige Zwecke ist nicht die einzige Möglichkeit, viel bewirken zu können. Viele Menschen können sogar noch mehr erreichen, indem sie ihre Karriere nutzen, um anderen direkt zu helfen. Viele Mitglieder unserer Gemeinschaft tun beides.

Wir sind jedoch der Meinung, dass Spenden an die richtigen Wohltätigkeitsorganisationen weiterhin ein guter Weg sind, um viel bewirken zu können. Zudem gibt es für diesen Bereich relativ aussagekräftige Beweise, die auf bereits existierenden Forschungsergebnissen beruhen.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Nein. Der Utilitarismus liegt in der Praxis dem Effektiven Altruismus (EA) nahe, aber dasselbe gilt für sehr viele nicht-utilitaristische Ethiken. Der EA ist demnach keineswegs auf den Utilitarismus festgelegt. Peter Singer, der selbst ein prominenter Utilitarist ist, hat den EA im Übrigen auch nicht begründet, sondern höchstens mit-inspiriert, und unterstützt ihn nun öffentlich. Viele andere Mitglieder der EA Community sind dem Utilitarismus gegenüber kritisch eingestellt. Besonders die umstrittensten Positionen Peter Singers haben mit dem EA nichts zu tun und werden von den meisten EA-Interessierten abgelehnt. Der EA kann als rationale lebenspraktische Synthese aus Utilitarismus, Deontologie und Tugendethik verstanden werden: Der Utilitarismus leistet insofern einen wichtigen Beitrag, als die Konsequenzen unseres (Nicht-)Handelns für das Leid in der Welt in der Tat von zentraler Bedeutung sind. Die Deontologie hat insofern Recht, als es höchst bedeutsam ist, gewisse Regeln strikt einzuhalten und auch rechtlich zu statuieren (Menschenrechte, Lügenverbot bzw. Vertragseinhaltung, etc.). Und die Tugendethik liegt insofern richtig, als es bedeutsam ist, einen guten Charakter zu kultivieren und sich und andere beispielsweise nicht zu überfordern, d. h. ausgewogen zu leben. Der EA versucht demnach alle in der zeitgenössischen Ethik gängigen Theorien sinnvoll zu ergänzen, weil sie allesamt Teilwahrheiten enthalten.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Manche Menschen sind der Meinung, dass sich Effektiver Altruismus zu sehr mit „Notlösungen“ wie direkten Gesundheitsmaßnahmen beschäftigt, ohne die umfassenderen systemischen Ursachen wichtiger globaler Probleme ernsthaft in Frage zu stellen. Viele sind der Meinung, dass der ungebremste Kapitalismus, die Ungleichheit des Wohlstands, die Konsumkultur oder die Überbevölkerung wesentlich zum Leid in der Welt beitragen und dass Versuche, die Welt zu verbessern, ohne diese Ursachen anzugehen, sinnlos oder fehlgeleitet sind.

Es ist sicherlich richtig, dass Effektiver Altruismus mit der Fokussierung auf Methoden begann, die nachweislich funktionieren — z. B. die Ausweitung von streng geprüften Gesundheitsbehandlungen. Sie stellen eine gute Grundlage dar, anhand derer wir andere, eher spekulative Ansätze evaluieren können. Da wir jedoch immer besser beurteilen können, was funktioniert und was nicht, wenden sich viele in der Gemeinschaft zunehmend Herangehensweisen zu, die systemische Veränderungen beinhalten.

Man darf nicht vergessen, dass die Meinungen darüber, ob die Globalisierung des Handels oder die Marktwirtschaft negativ oder positiv zu bewerten sind, sehr geteilt sind. Es ist ebenfalls unklar, ob wir diese Systeme grundlegend ohne schwerwiegende, unbeabsichtigte Folgen verändern können.

Diese Meinungsverschiedenheit spiegelt sich auch in der Gemeinschaft selbst wider. Bei Effektivem Altruismus geht es darum, aufgeschlossen zu sein — wir sollten vermeiden, dogmatisch zu sein oder uns zu sehr auf eine bestimmte Ideologie festzulegen. Wir sollten alle Aussagen darüber, wie man einen Beitrag leisten kann, auf der Grundlage der verfügbaren Beweise beurteilen. Darüber hinaus sollten jegliche Maßnahmen mit der Aussicht auf positive Veränderung verfolgt werden.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Wenn Einzelpersonen nicht mehr an die effektivsten Wohltätigkeitsorganisationen spenden würden, wäre es durchaus plausibel, dass größere philanthropische Organisationen einspringen würden, um die dadurch entstehende Lücke zu schließen. Letztendlich hieße das, dass Einzelspenden lediglich zur finanziellen Entlastung größerer philanthropischer Organisationen beitragen.

Diese Problematik lässt sich nur schwer lösen. Einerseits ist es wahrscheinlich, dass auch ohne Einzelspender:innen größere Geldgeber einen Teil der fehlenden Gelder auffangen würden. Andererseits können große und wirksame philanthropische Organisationen durch zusätzliche finanzielle Mittel weitere wirksame Maßnahmen finanzieren — insbesondere solche, die von Einzelspender:innen eher nicht unterstützt werden, aber dennoch wichtig sind.

Es gibt jedoch einige hochwirksame Wohltätigkeitsorganisationen, die finanzielle Mittel weitaus effizienter einsetzen. Im Jahr 2018 hat beispielsweise GiveDirectly mehr als 25,5 Millionen Euro an die ärmsten Menschen dieser Welt weitergegeben. Diese Summe könnte noch viel höher ausfallen, wenn sie noch mehr Spenden erhalten würden. Es ist unwahrscheinlich, dass Spendengelder an Wohltätigkeitsorganisationen die Finanzierungsmittel aus anderen Quellen verdrängen würden.

In den nächsten fünfzehn Jahren werden voraussichtlich Hunderte von Milliarden von Euro benötigt, um wirksame Initiativen zu finanzieren. Diese Summe kann von großen Stiftungen nicht vollständig gedeckt werden. Good Ventures und die Gates Foundation verfügen beispielsweise gerade einmal über ein Stiftungsvermögen von respektive 7 (Stand 2018) und 36 (Stand 2020) Milliarden Euro.

Wie bereits erwähnt, gilt trotzdem: Wenn Du skeptisch bist, für wohltätige Zwecke zu spenden, gibt es viele andere Möglichkeiten, wie Du die Prinzipien des Effektiven Altruismus nutzen kannst, um effektiver etwas zu bewirken — z.B. bei der Auswahl einer Initiative, für die Du Dich engagieren kannst.

Beispiel für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Bei Effektivem Altruismus geht es darum, das Bestreben, Gutes zu tun und den Einsatz von Logik und Beweismitteln als Grundlage für unser Handeln zu nutzen, um die größten Erfolgschancen zu erzielen. Es stimmt, dass dies manchmal Berechnungen darüber beinhaltet, wie wirksam bestimmte Handlungen sein könnten. Es stimmt auch, dass wir die Menschen, denen wir helfen wollen, nicht immer kennen.

Für die meisten Menschen ist Effektiver Altruismus deshalb so wichtig, weil sie ein hohes Maß an Mitgefühl für andere haben und der Meinung sind, dass wir anderen helfen sollten, unabhängig davon, ob wir sie persönlich kennen. Um dies auf möglichst effektive Weise zu tun, ist es manchmal wichtig, Berechnungen anzustellen.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Wenn alle die gleichen Maßnahmen ergreifen und ihre Ansichten nie an die sich ändernden Umstände anpassen würden, dann würde das in der Tat zu Problemen führen. Effektiver Altruismus schlägt eine Reihe an verfügbaren Hilfsmöglichkeiten vor, berücksichtigt dabei aber auch, was andere Menschen bereits tun.

Je mehr Menschen von den von uns empfohlenen Hilfsmöglichkeiten Gebrauch machen, desto weniger werden Empfänger:innen der Unterstützung vernachlässigt. Somit reduziert sich auch die Notwendigkeit der Zuweisung weiterer Ressourcen für diese Möglichkeiten. Spätestens dann würden wir unsere Empfehlungen ändern und andere Maßnahmen in Betracht ziehen.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

In welchem Ausmaß man sich für die Verbesserung der Welt einsetzen sollte, ist eine schwierige, persönliche Frage. Grundsätzlich gilt für Effektiven Altruismus folgendes: Um einen deutlichen sozialen Einfluss zu erzielen, sollte man 10 % seines Einkommens spenden und/oder seine berufliche Laufbahn ändern.

Für manche scheint das vielleicht ein großes Opfer zu sein. Doch für viele bietet die Aufgabe, die Welt zu verbessern, ein klares Ziel und ein starkes Gefühl der Sinnhaftigkeit. Gleichzeitig bietet Effektiver Altruismus eine freundliche, globale Gemeinschaft, mit der man zusammenarbeiten kann. Anderen so gut wie möglich helfen zu wollen, kann zielführender und erfüllender sein und vielleicht sogar mehr Spaß machen als jede andere Alternative.

Aufopferung an sich ist nicht erstrebenswert. Du musst keineswegs die Dinge aufgeben, die dich glücklich machen, oder deine persönlichen Beziehungen vernachlässigen. Es geht nicht darum, sich selbst ein schlechtes Gewissen zu machen, sondern vielmehr darum, anderen zu helfen.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Viele Menschen teilen unsere Auffassung, dass wir versuchen sollten, Gutes zu tun. Dennoch sind viele der Meinung, dass wir unser Geld oder unsere Zeit lieber den Menschen in unseren lokalen Gemeinschaften widmen sollten.

Es spricht nichts dagegen, Menschen, die man kennt oder auch einfach sich selbst zu helfen. Dennoch sind die Möglichkeiten, Menschen in der Ferne zu helfen, oftmals viel umfangreicher als die, die man vor Ort hat — vor allem, wenn man in einem wohlhabenden Land lebt.

Mit nur 950 Euro könntest Du zum Beispiel das Jahreseinkommen einer Familie, die in Kenia Landwirtschaft für den Eigenbedarf betreibt, verdoppeln. Das kann lebensverändernd sein. In wohlhabenden Ländern ist es schwer, mit 950 Euro auch nur annähernd so viel zu erreichen.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Ein großer Teil von Wohltätigkeitsarbeit ist wahrscheinlich unwirksam. Es gibt viele Beispiele dafür, dass Entwicklungshilfe keine echten Auswirkungen hat. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht einige Wohltätigkeitsorganisationen gibt, die großartige Ergebnisse erzielen. Gerade deshalb ist es so wichtig, die besten Organisationen zu finden und gründlich zu überlegen, für welche Zwecke man Geld und Zeit aufbringen sollte.

Wenn Du gemeinnützigen Organisationen gegenüber eher skeptisch bist, gibt es viele Alternativen, um etwas zu bewirken — z. B. gewinnorientiertes Unternehmertum, politische Lobbyarbeit, Interessenvertretung und Forschung.

Wenn Du der Ansicht bist, dass es aussichtslos ist, durch Spenden an gemeinnützige Organisationen Gutes zu tun, dann lass uns bitte wissen, warum! Wir sind stets offen dafür, unsere Meinung zu ändern.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Vorbemerkung: Bei Weitem nicht alle effektiven Altruisten:innen spenden nur an Hilfsorganisationen im Handlungsfeld der Entwicklungszusammenarbeit deren Wirkung durch randomisiert kontrollierten Studien belegt ist und die beispielsweise von GiveWell empfohlenen werden. Viele unterstützen einen politischen und technologischen Wandel um den Herausforderungen des Klimawandels und der Massentierhaltung zu begegnen oder setzen sich für eine positive Gestaltung der langfristigen Zukunft ein und

Zur eigentlichen Frage: Es ist grundsätzlich empirisch zu erforschen, welche Maßnahmen letztlich am meisten bewirken. Es ist möglich, dass strukturelle, systemische Interventionen den höchsten altruistischen Erwartungswert aufweisen. Betrachten wir zunächst die von GiveWell empfohlenen Organisationen, so ist festzustellen: Sie retten nachweislich Menschenleben, und dies sehr kosteneffektiv. Die Verteilung von Anti-Malaria-Bettnetzen etwa rettet nach den aktuellsten Schätzungen (beruhend auf randomisiert-kontrollierten Studien) für 4.106 US-Dollar ein Menschenleben (Stand November 2020). Selbst wenn der Begriff „Symptombekämpfung“ in gewisser Hinsicht zutreffend wäre, sollte dieser Aspekt keinesfalls ignoriert werden: Wann immer wir uns entscheiden, etwas anderes zu tun als direkt Menschenleben zu retten (die ohne unseren Ressourceneinsatz sterben – wir entscheiden wohl oder übel über Leben und Tod), müssen wir uns hinreichend sicher sein, dass unsere Handlungsalternative mehr bewirken wird, als die ethischen Opportunitätskosten etwa im Malaria-Bereich bewirkt hätten. Dazu kommt, dass die von GiveWell empfohlenen Interventionen zumeist positive Langzeitfolgen nach sich ziehen. Beispielsweise konnte Nobelpreisträger Michael Kremer nachweisen, dass Kinder die währende ihrer Schulzeit Entwurmungstabletten erhalten haben im erwachsenden Alter signifikant mehr verdienen, als Kinder welche diese Medikamente nicht bekamen.

Politisch-struktureller Aktivismus ist risikoreicher: Ob „systemverändernde Maßnahmen“ politisch erfolgreich sind und ob die erhoffte großflächig positive Wirkung tatsächlich eintritt, ist schwieriger abzuschätzen. Dies bedeutet selbstredend nicht, dass es nicht eine sehr gute Option sein kann, strukturelle Projekte in Angriff zu nehmen bzw. an solche zu spenden – sie können ja trotz geringerer Erfolgswahrscheinlichkeit einen höheren Erwartungswert aufweisen, weil mehr auf dem Spiel steht. Es bedeutet lediglich, dass die Frage „Direkthilfe vs. Systemveränderung“ keine unmittelbar offensichtliche Antwort hat und dass die relevanten empirischen Daten im Einzelfall zu prüfen sind.
Die EA Community wählt in dieser Frage insgesamt einen Mittelweg: Einerseits gibt es Menschen die mit signifikantem Ressourceneinsatz direkt helfen (und die entsprechenden Projekte evaluieren, so dass wir mehr Informationen über deren Effektivität erhalten, was unsere künftigen Entscheidungen verbessert). Andererseits gibt es Menschen die auch viel in gesellschaftlich-politische Initiativen sowie in ethisch hoch relevante Forschung investieren, was zwar spekulativer ist, längerfristig aber noch viel mehr bewirken könnte. Gesellschaftlich-politische Initiativen und Forschung werden als „Meta-Aktivismus“ klassifiziert: Man hilft nicht direkt, sondern verbessert zunächst unsere Hilfskapazitäten, die (wenn die Strategie aufgeht) danach um ein Vielfaches höher sind.

Die Möglichkeit, dass wir die Menschen, denen wir zu helfen versuchen, nicht richtig verstehen oder nicht ausreichend auf ihre Bedürfnisse eingehen, stellt ein reales Risiko dar. Dies müssen wir stets im Auge behalten, denn den Hilfeempfänger:innen nicht zuzuhören oder sie nicht zu verstehen, bedeutet im Umkehrschluss, dass wir weniger effektiv sind — also das genaue Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen.

Manche Menschen unterstützen die Wohltätigkeitsorganisation GiveDirectly aufgrund der Tatsache, dass sie in Armut lebenden Menschen bares Geld zukommen lässt und es allein ihnen überlässt, wie sie das Geld ausgeben. Eventuell werden die Betroffenen dadurch mehr gestärkt, als wenn sie sich für Dienstleistungen entscheiden müssen, die von lokalen Gemeinden nicht unbedingt erwünscht sind.

Andere von uns unterstützte Wohltätigkeitsorganisationen bieten grundlegende Gesundheitsdienste an, wie z. B. Impfungen oder Mikronährstoffe. Der positive Effekt dieser Leistungen ist so eindeutig, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass sie von den Empfänger:innen nicht geschätzt werden. Eine Verbesserung der Gesundheit gibt Betroffenen die Möglichkeit, ihre Lebensumstände auf eine Art und Weise zu verbessern, wie wir es als Außenstehende nie könnten.

In den Fällen, in denen dies nicht zutrifft, gibt es ebenfalls die Möglichkeit, durch detaillierte Wirkungsanalysen herauszufinden, wie die Empfänger:innen den Dienst, der ihnen helfen soll, tatsächlich bewerten. Natürlich sind solche Umfragen nicht immer zuverlässig, aber sie sind oft das Beste, was wir tun können.

Wenn wir nun aber versuchen, Tieren oder zukünftigen Generationen zu helfen, stellt uns das vor eine noch größere Herausforderung. Hier tun wir unser Bestes, vorherzusagen, welche Bedürfnisse sie uns mitteilen würden, wenn sie mit uns sprechen könnten. Zu den offensichtlichen Fällen gehören Schweine, die nicht dauerhaft in „Trächtigkeitskästen“ eingesperrt sein wollen, in denen sie sich nicht einmal umdrehen können oder dass kommende Generationen keinen Planeten erben wollen, auf dem Menschen nur schwer leben können.

Siehe auch (auf Englisch):

Einige der von uns empfohlenen Maßnahmen sind bereits erprobt und haben nachweislich eine große Wirkung. Es gibt aber auch viele vielversprechende Initiativen, die sich mit experimentellen Methoden wie randomisierten kontrollierten Studien nicht evaluieren lassen. Wenn uns jedoch qualitativ hochwertige Beweise zur Verfügung stehen, nehmen wir diese sehr ernst.

Diverse effektive altruistische Organisationen arbeiten an eher „spekulativen“ Projekten, die nur schwer zu quantifizieren sind. Open Philanthropy arbeitet(e) beispielsweise an einer Einwanderungsreform, einer Reform der US-Strafjustiz, Makroökonomischer Politik und internationaler Entwicklung.

Siehe auch (auf Englisch):

Beispiele für diesen Kritikpunkt (auf Englisch):

Die Gemeinschaft der Effektiven Altruist:innen könnte definitiv vielfältiger sein. Dessen sind wir uns bewusst und bemühen uns sehr um eine Verbesserung. Wenn Du Vorschläge hast, wie wir uns verbessern können, lass es uns bitte wissen. Während die Gemeinschaft zunächst in eher wohlhabenden Ländern entstand, zieht sie mit ihrem Wachstum mittlerweile auch Menschen aus vielen verschiedenen Ländern an. Wir sind begeistert, dass Städte auf der ganzen Welt — von Hongkong bis Nairobi — EA-Konferenzen ausrichten.

Was unsere Überzeugungen und Praktiken angeht, sind wir durchaus sehr vielfältig. Einige sind Vegetarier, andere sind es nicht. Die Gemeinschaft als Ganzes ist säkular, aber es gibt auch Mitglieder, die religiös sind. Außerdem gibt es ein breites Spektrum an politischen Überzeugungen. Obwohl viele Menschen feste Überzeugungen und Werte haben, wird großer Wert darauf gelegt, eine Gemeinschaft aufzubauen, die Unterschiede respektiert und offen für Kritik ist. Was uns eint, ist der gemeinsame Wunsch, anderen so gut wie möglich zu helfen.

Auch wenn wir bereits Steuern zahlen, haben viele von uns das Gefühl, noch genügend Kapazitäten zu haben, um dem Bedürfnis, Menschen zu helfen, nachzukommen.

Es ist wichtig zu erkennen, dass Regierungen nicht alle Probleme lösen können oder wollen. So gibt es beispielsweise keine globale Umverteilungssteuer, obwohl die Ungleichheit zwischen Ländern größer ist als die innerhalb von Ländern.

Viele Menschen finden die Idee, möglichst viel Gutes zu tun, ziemlich offensichtlich und unumstritten. Es ist jedoch wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, wie man effektiv Gutes tun kann. Die meisten Menschen entscheiden sich nämlich nicht bewusst dafür, möglichst effektiv zu handeln. Entweder sie investieren nicht genügend Mühe, um anderen zu helfen, oder sie wählen gemeinnützige Initiativen nur basierend auf den eigenen Interessen aus, ohne vorher gründlich zu recherchieren und verschiedene Möglichkeiten zu vergleichen.

Wenn es für Dich aber offensichtlich ist, großartig! Du wirst sicherlich Gefallen daran finden, im Bereich Effektiver Altruismus aktiv zu werden. Letztendlich geht es darum, die Welt zu verbessern — nicht darum, Effektiven Altruismus, nur um der Sache selbst willen, als kontrovers zu definieren.

Siehe auch: (auf Englisch)

Vielleicht befürwortest Du die allgemeine Idee des Effektiven Altruismus (d. h. die Suche und Priorisierung der effektivsten Wege, Gutes zu tun), bist aber der Meinung, dass aufgrund mangelnder Wirksamkeit von Maßnahmen, Karrieren oder Wohltätigkeitsorganisationen einige der praktischen Vorschläge nicht sinnvoll sind.

Bei Effektivem Altruismus geht es darum, aufgeschlossen zu bleiben und auf überzeugende Argumente und fundierte Beweise einzugehen. Wenn Du nachvollziehbare Gründe dafür hast, nicht mit dem übereinzustimmen, was derzeit als wirksam angesehen wird, oder wenn Du einen Vorschlag für etwas Neues hast, solltest Du ihn mit Menschen in der EA-Bewegung teilen und diskutieren. So hilfst Du anderen Menschen, effektiver zu handeln.
Siehe auch (auf Englisch):

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